Seit März existiert ein Vorschlagspapier namens „Manifest für radfreundliches Österreich„. Daran arbeiten die Radlobby IGF grade mit LeserInnenbeteiligung von Online-Standard und Wiener Zeitung / Blog: Freitritt und anderern Radlobbys in Ö. Wäre super und interessant wenn sich auch die CM-Blog-LeserInnen und CM-FahrerInnen dabei einbringen möchten! Das Ergebnis, nämlich eine Zwischenstand des Manifests mit 8-10 Punkten, die gezielt verschiedene Realpolitische Felder und Ressorts von Straßenbaubudget bis Wohnbauvorschriften ansprechen, soll sowohl in einer Kurzform als auch um Kommentare erweitert, dem BMVIT und dem Parlament übergeben werden, auch eine Online-Petition ist angedacht.
Infos hier: http://lobby.ig-fahrrad.org/manifest-fuer-ein-radverkehrsfreundliches-oesterreich-zur-diskussion/
Das Ergenis wird von der Radlobby IGF aus dem Vorschlagspapier und den LeserInnen-Kommentaren ausformuliert. Bitte postet hier oder bei IGF oder Freitritt, falls ihr Lust habt…
Der Textvorschlag:
1 Um die Situation des umweltfreundlichen, gesunden und energieautarken Verkehrsmittels Fahrrad nachhaltig zu stärken und die Sicherheit der RadfahrerInnen zu verbessern, muss die Straßenverkehrsordnung deren Bedürfnisse zeitgemäß berücksichtigen und die nötige Basis für modernen Radverkehr herstellen. Das betrifft v.a. die gefährlichen Nachrangregelungen für Radverkehr, die kontraproduktive Radwegbenützungspflicht und die Einführung von Fahrradstraßen, Begegnungszonen und Radschnellrouten sowie die nötige Umgestaltung der Fahrradverordnung.
2 In Stadtgebieten muss 30km/h die flächendeckend vorherrschende Geschwindigkeit werden, um die Verkehrssicherheit für integrierten Radverkehr und alle anderen VerkehrsteilnehmerInnen zu erhöhen.
3 Österreich hat bereits eines der dichtesten Autobahnnetze Europas. Mindesten 5% des bundesweiten Budgets für Straßeninfrastrukturaufwändungen müssen in Zukunft für zukunftsorientierte Radverkehrslösungen aufgewendet werden, anstatt weiterhin 4 Milliarden von Steuergeldern* jährlich für nicht zukunfstfähige Großprojekte des Autoverkehrs zu verschwenden.
4 Verpflichtende Fahrrad-Verträglichkeitsprüfungen bei Straßenbauprojekten und Wohn- sowie Gewerbebauten müssen in allen Bundesländern eingeführt werden, um die bestmögliche Radverkehrsinfrastruktur bei Neubauten sicherzustellen. Die existenten Straßen und Bauten müssen anhand desselben, tragfähigen Kriterienkatalogs evaluiert werden. Eine Einbindung von Radverkehrs-Interessenvertretungen trägt in diesem Bereich zur Qualitätssteigerung bei.
5 Eine bundesweite, umfassende Untersuchung von Unfällen mit RadfahrerInnenbeteiligung im Straßenverkehr muss eine genaue, objektive Analyse von Unfallursachen und Verursachern ermöglichen und in eine sicherheitsorientierte Verkehrsgestaltung statt in ineffiziente Unfallfolgenbekämpfung wie zB Helmtragepflichten münden.
6 Der Handel, ArbeitgeberInnen und Transportunternehmen müssen dazu angehalten und dabei unterstützt werden, das bestmögliche Service für ihre Rad fahrenden KundInnen und MitarbeiterInnen zur Verfügung zu stellen. Das betrifft vor allem qualitätsvolle, sichere Abstellanlagen in ausreichender Anzahl sowie Radmitnahmemöglichkeiten in Bahn und Bus.
7 Alle Städte und Gemeinden müssen eineN RadverkehrsbeauftragteN ernennen und damit beauftragen, vor Ort für die bestmöglichen Verkehrsbedingungen für RadfahrerInnen zu sorgen.
8 Die Führerscheinausbildung muss die Präsenz von Radverkehr stärker berücksichtigen. Zum besseren Verständnis der Radfahrsituation durch Perspektivenwechsel können zB verpflichtende Einheiten von Radfahrstunden in der Führerscheinausbildung beitragen. Öffentliche Angebote für freiwillige Radfahrendenschulung sollten diese Maßnahmen ergänzen.
Wir sind gespannt auf euer Feedback!
Alec, IGF
9 Antworten zu “Manifest für radfreundliches Österreich”
Die Sache mit den 30ern finde ich nicht gut, weil ich selbst gerne über diese Geschwindigkeit mit dem Fahrrad unterwegs bin (auch mit Toleranz). Ich habe nichts dagegen, dass mich Autofahrer überholen, nur sollen sie:
– den Sicherheitsabstand einhalten
– den vorgeschriebenen Mindestgeschwindigkeitsunterschied (20 km/h) einhalten,
– den Sicherheitsabstand beim Hinterherfahren einhalten
– vorherschauend fahren, sonst bin ich, wenn sie nach dem Überholen zusammenbremsen, binnen Sekunden wieder an ihnen vorbei.
Helmtragepflicht hin und her: Schaut mal auf criticalmass.de! Die Stadt ist ein hartes Pflaster: Sie ist viel härter als die Mountainbike-Strecke! Eher ist es beim Mountainbike-Downhill vertretbar, keinen Helm zu tragen, als im Betondschungel. Das sollte auch die Mizzitant verstehen, wenn sie mit 5 km/h zum Fleischer fährt. Wer langsam fährt, kippt leichter um. Und das Trottoir ist hart!
Ich glaube das Manifest sollte sich die Helmkritik sparen.
Die letzte Radfahrdiskussion hat gezeigt, wo das Problem in Wien liegt: der eine Bezirkspascha sagt nein, die andere fordert ja, doch wissen wir Radfahrer alle dass da zu kleine Nummern sich gegenseitig behindern. Ich bin kein Fan von Machtworten, aber wenn ich zwischen siebtem und achtem Bezirk im Fahrradweg-Bermudadreieck auf der stark befahrenen Verkehrsampelfläche stehe, dann fühle ich mich leicht enerviert! Die Planung von Radrouten muss das Bundesland Wien machen. Mit Machtworten und auch nötigenfalls gegen den Willen der Auto-Lobby.
Da hört mein Pladoyer für den Eingriff der Staatsmacht aber auch schon wieder auf: Was Autofahrer und Radfahrer wohl gleichermaßen stört, ist das Warten an Ampeln. Wenn die Radfahrrouten und Autofahrrouten ihre Begegnungspunkte an Kreisverkehren hätten, wäre viel Frustration, gegenseitiges Aneinander-Vorbeidrängeln und viel Zwangspausen-Frustration vermeidbar!
Kreisverkehre sind in bereits gebauten Gebieten halt eher selten umzusetzen.
Helmkritik find ich absolut wichtig und notwendig!
Was zum ersten Einlesen zu dem Thema ist die aktuelle FZ: http://fahrradzukunft.de/14/
Einige Probleme des „dass Helme was nutzen sagt doch der Hausverstand“ noch kompakter zusammengefasst: http://www.wort-und-satz.de/radhelm.htm
Gruesse,
f.
HelmPFLICHT ist eine seltsame und gefährliche Idee. Unter anderem werden Menschen dazu erzogen, sich selbst nichts mehr zuzutrauen. Ist nämlich erstaunlich, wie gut unsere Körper funktionieren, wenn wir sie nur lassen.
Unterstütze ich voll und ganz!
Wichtiger als Helmtragepflicht wäre sicher eine Staubmaskentragepflicht 😉
Umso mehr Dinge zu befolgen sind desto umständlicher wird das Radfahren – man will raufsitzen und losfahren…
Wieso nicht auch eine Helmpflicht für Autofahrer als Schutz vor dem Airbag?
Radfahrer fordern, dass die anderen Verkehrsteilnehmer, insbesondere die Autofahrer, auf die Radler Rücksicht nehmen. Das ist nicht nur verständlich, das sollte selbstverständlich sein.
Man kann davon ausgehen, dass die Radfahrer genug brenzlige Situationen mit unaufmerksamen und (absichtlich oder unabsichtlich) rücksichtlosen Autofahrern erleben.
Gerade darum wundere ich mich immer wieder, wieso die Radfahrer nicht willens sind etwas auf die Fussgänger, insbesondere Kinder, zu achten ? Oft wird in Fussgängerzonen, Einkaufsstrassen, derartig knapp von hinten vorbeigerast, eine unvorhersehbare Bewegung (insbesondere bei Kindern), die in Fussgängerzonen aber auch erlaubt sein muss, reicht um überfahren zu werden.
Was aber besonders störend ist – dass Radfahrer absolut keine Rücksicht nehmen auf Fussgänger, die eine Strasse überqueren. Selbst wenn es einen Fussgängerübergang gibt, und selbst wenn dieser mit Ampel ausgestattet ist. die Radfahrer fahren zu 99 % einfach weiter, und die Fussgänger müssen stehenbleiben.
Da stellt man sich dann schon die Frage ob man, wenn man wieder im Auto sitzt, nicht doch auch ein klein wenig gemein sein könnte zu den Rowdies!
Fazit – erst mal auf sich selbst achten, dann auf alle anderen. Und hier liegt es auch an Organisationen wie CM, nicht nur Rechte zu fordern, sondern auch ihre Mitglieder ein wenig aufmerksam zu machen auf ihre Pflichten.
Radfahrer und Fußgänger sind sowieso wieder ein eigenes Konfliktthema. Natürlich sollten Radfahrer in Fußgängerzonen und auf Übergängen auf Fußgänger achten. Gerade Kinder sind ja in jeder Hinsicht aus dem Vertrauensgrundsatz ausgenommen.
Andererseits beachten die wenigsten Fußgänger eingezeichnete Radfahrstreifen auf kombinierten Geh- Radwegen, in Einkaufsstraßen oder Fußgängerzonen. Nein, die Linien, Pfeile und Räder sind keine Verzierung. Sie sollen sicherstellen, dass Radfahrer diese Strecken und Flächen zügig passieren können, statt im Schritttempo zwischen unberechenbarem Fußvolk Slalom zu fahren.
Ich finde ja, dass nach Möglichkeit jeder in regelmäßigen Abständen mit jedem Verkehrsmittel unterwegs sein sollte. Perspektivenwechsel trägt zu gegenseitigem Verständnis bei.