Am 29.1.2009 fand in Wien wieder der WKR-Ball in der Hofburg statt. Das ist ein Ball der schlagenden Burschenschaften der als internationales Treffen von Neonazis, Rechtsradikalen, Sexisten und Holocaustleugnern dient. Hier treffen sich nicht die „normalen“ Konservativen, sondern hier trifft sich die Speerspitze der braunen Suppe. Ich denke das ist wichtig zu sehen: hier geht es nicht um linke chaoten, die gegen das establishment anlaufen. Hier geht es darum, dass sich jedes Jahr Holocaustleugner, Rechtsradikale, Neonazis, Sexisten in der Hofburg aus ganz Europa ihre menschenverachtenden und kranken Ideen und sich selbst ungestört feiern wollen.
Wir sind enttäuscht von allen Firmen, die das ermöglichen und von der Politik die das zulässt. Selbst in kleinen Orten verweigern Wirte den Neonazis ihre Veranstaltungsräume zu nutzen. Warum das Kongresszentrum Hofburg den WKR-ball immer noch unterstützt oder die renommierte Tanzschule Elmayer verstehen wir nicht.
Ich unterstütze nicht ziellose Gewalt auf Demonstrationen, ich unterstütze nicht Vandalismus auf den Strassen oder unprovozierte Angriffe gegen die Polizei. Aber es geht nicht, dass Neonazis mitten in Wien in der Hofburg offen und ungestört Ihre kranken Ideen feiern können. Dagegen muss ich demonstrieren und das ist mein Recht. Und das Recht von allen anderen die sich am Freitag versammelt haben. Es ist sehr wichtig, dass es diese DemonstrantInnen gibt, damit der rechte Stumpfsinn und der rechte Wahnsinn nicht unbemerkt gefeiert und verbreitet werden kann.
Warum die Polizei dieses Recht so massiv beschränkt und die Demos dagegen verboten und unterbunden hat ist unbegreiflich. Warum die Medien kaum oder sehr einseitig darüber berichten ebenfalls. Es kam zu zahllosen unprovozierten Übergriffen der Polizei. Menschen wurden von der Polizei gestossen, geschlagen, festgenommen, durchsucht, beleidigt, verfolgt nur weil sie gegen den WKR-Ball demonstrieren wollten. Das ist eine Schweinerei.
Der Fahrradblock mit einigen AktivistInnen der Crititalmass und anderen war übrigens auch unterwegs. Und hier ein Bericht, der uns zugesandt wurde:
Als wir mit Fahnen an den Radln und Soundmobil Richtung Christian-Broda-Platz losgefahren sind, wußten wir schon,
dass auch die neuangemeldete Demo untersagt worden ist und die Polizei unter allen Umständen einen „Marsch“ (Aussage der Polizei) verhindern will. Der Platz wurde kurz nach 18:00 von der Polizei schon weitgehend mit Tretgittern abgesperrt und wir wären nur mit Ausweiskontrolle reingekommen. Ein Polizist sagte: fahrts weiter. Das haben wir dann auch gemacht, den Gürtel entlang zum Urban-Loritz-Platz um uns neu zu beraten. Dadurch dass wir nicht zum Treffpunkt konnten, konnten wir leider niemensch der/die auf den Bikeblock warteten, abholen.
Wir sind dann mit etwa 20 Menschen und guter, lauter Musik die Westbahnstraße und Siebensterngasse runter zum äußeren Ring und die Museumsstraße bzw. Auersperger- und Landesgerichtsstraße weiter, dann rechts die Universitätstr. entlang mit kurzen Stop beim Straßenfest (die waren gerade beim Aufbauen) in den ersten Bezirk reingefahren. Es war zwar viel Polizei unterwegs, aber scheinbar waren wir denen egal, jedenfalls gabs keinen Stress. Auch die Herrengasse war kein Problem und wir sind ohne Aufgehaltenwerden zum Michaelerplatz gekommen. Dort haben wir einige Runden gedreht und die Taxis mit den Ewig-Gestrigen drinnen auf dem Weg in die Hofburg ein wenig verlangsamt. Recht erfolgreich war auch das Verteilen von Flyern an die TaxifahrerInnen mit Hinweisen, wen sie da wohin kutschieren und dem Aufruf, sich mit uns zu solidarisieren. Nach einem kurzen Abstecher zur Albertina wo es später die Lesung gegen „rechtsextremen Stumpfsinn“, organisiert von den Grünen, geben sollte, sind wir nochmal zum Michaelerplatz und haben weiter Runden gedreht, laut Musik gespielt, Flyer verteilt und den ankommenden Ballgästen lautstark unseren Unmut gegen Rassismus, Faschismus und Sexismus gezeigt. Die Polizei hat das weitgehend zugelassen, allerdings wurden von einer Person die Daten aufgenommen und eine Anzeige angekündigt. Warum? Das blieb unklar, wahrscheinlich irgendeine herbeigezauberte StVO-Übertretung. Außerdem wurde sehr aufgepasst, dass wir die einfahrenden und ausfahrenden Taxis nicht zu lang aufhalten, nicht zu langsam fahren und nicht zu viel mit den TaxifahrerInnen reden. Die wurden auch von der Polizei angehalten ohne zu stoppen und die Scheiben zu öffnen schnell weiterzufahren.
Als die Situation am Europaplatz immer gefährlicher wurde und die DemonstrantInnen dazu aufgerufen haben, dass Menschen hinkommen sollen und sich solidarisch zeigen, sind einige vom Fahrradblock dorthin gefahren. Ca. 21:30 hat sich auch der Rest des Bikeblocks auf den Weg dahin gemacht.
Leider gab es wenig mediale Präsenz am Michaelerplatz, der schwedische Rundfunk war da und hat Interviews mit ein paar von uns gemacht. Wir wurden von nicht-radfahrenden Menschen unterstützt und haben auch PassantInnen darauf aufmerksam gemacht, was für Leute da in der Hofburg zusammenkommen und wie mit DemonstrantInnen umgegangen wird. Mein Fazit: Leider waren nicht mehr dabei. Dafür war es relativ stressfrei, weil wir scheinbar nicht wirklich ernst genommen wurden von der Polizei. Wir waren (leider) fast die einzigen die wirklich mobil waren an dem Abend. Insofern kann die Demonstrationsform Fahrradblock als Erfolg gewertet werden.
3 Antworten zu “Bericht der Fahrraddemo anlässlich des rechtsextremen WKR-balls am 29.1. in Wien”
danke für den bericht und den bike block. wollte mich anschließen, hab aber leider nur als ich schon im kessel war gehört, dass ihr angeblich draußen vorbeigefahren seid… nächstes mal 🙂
Eure Aktion vor dem Eingang zum WKR Ball am Michaelerplatz war genial! Es war die beste Aktion des Abends!!
http://derstandard.at/1263706902074/Burschenschafter-Vortrag-Olympia-laedt-umstrittenen-Rassenforscher