JanuarCM’08: CriticalMass tanzt die Stadt und den BikeKitchen-Ball!


Am 18.1.2008 trafen wir uns wie immer um 16:30. Warmes und föhniges Wetter und die Lust auf freie Strassen und den Bikekitchen-Ball brachte über 140 RadlerInnen am Margartenplatz zusammen.

Leider auch 7 (!) Polizeiwagen und sehr kritische und schlecht gelaunte Einsatzkräfte, die uns Provokation der Autofahrer unterstellen und Bekanntgabe von verantwortlichen Personen und Demoroute verlangen.

Wir erklären wie immer, dass es keine Verantwortlichen gibt und auch keine fixe Route und sich all die AutofahrerInnen, die täglich Wien verstopfen, auch nicht anmelden müssen. Nach dem Geplänkel und dem Live-Einstieg bei Radio Orange gehts dann los, viele sind bunt verkleidet, es geht ja heut zum Bike Ball der gerade entstehenden Vienna Bike Kitchen. Wir fahren unter Gejohle und Geklingel über die Pilgram zur Gumpendorfer und Mariahilferstrasse, wo dann klar wird, dass die Exekutive sich dieses Mal nicht auf Begleitung beschränken wird.

Einsatzwagen fahren wiederholt abrupt beschleunigend, mit hoher Geschwindigkeit und Signalsirene, mitten in die CriticalMass, und rechtfertigen dieses Verhalten mit dem Argument, die CM nicht anders schützen zu können. Danke, da schützen wir uns lieber selbst. Gespräche zwischen dem besonnenen Einstzleiter und der CM verhindern weitere Eskalationen, überforderte Einsatzbeamte werden nach Hinten gereiht – nun kann die Party auf der Strasse entspannt weitergehen! Von der 2erlinie fahren wir weiter über die Alserstrasse und dann kleine Strassen in den 8.Bezirk, um der Exekutive die anstrengende Absperrarbeit zu ersparen.

Am Hernalsergürtel angekommen, heben wir spontan die Räder und skandieren BikesRock. 140 RadlerInnen machen damit auch auf der Rasserstrecke #1 ihren Anspruch auf Raum deutlich. Weiter gehts den Gürtel bis runter zum Westbahnhof und drei grosse Runden um den „Kreisverkehr“ vorm Westbahnhof. Der Versuch, eine durchgehende Kette zu bilden, scheitert aber. Gürtel, Mariahilfer und 4 Strassenbahnlinien sind ein würdiger Gegner, die Situation mit der Exekutive beginnt angespannt zu werden, ein ungeduldiger Autist ist dabei, sich den Weg durch die CM mit der Stoßstange zu erkämpfen.

Darum ab zum BikekitchenBall in die i:da. Glühwein, Vokü, Cocktailbar ist bereits vorbereitet und der Ball geht voll los: Livekonzert, Bikebungee, Tombola, Cocktailbar, die I:DA ist zum Bersten gefüllt und alle feiern gemeinsam das Highlight der Wiener Ballsaison!

Gratulation an die Wiener Bikekitchen für den gelungenen Ball und es ist auch ein bisschen Geld in deren notorisch knappe Kassa gekommen. Danke. Auch an die i:da für die zuvorkommende ZurVerfüungstellung der Location.

Ein totaler Erfolg und wahnsinnig viel Spass. Bezüglich der Exekutive wird es hier bald ein ausführlicheres Positionspapier geben, warum criticalmass die Freitagfahrten nicht als Demo anmelden kann und will und wir werden nochmals das Gespräch mit der Exekutive suchen und unsern Standpunkt erklären.

CriticalMass ist kein Kampf gegen die Exekutive, sondern ein lustvolles, kraftvolles und selbstverständliches Raumnehmen. Raum, der uns von Verkehrspolitik, -planung und -alltag verweigert wird. Wir holen uns diesen Raum einmal im Monat für ein paar Stunden zurück. Lustvoll, friedlich, selbstverständlich und kraftvoll. Wir freuen uns über die Teilnahme von Polizeikräften auf Rädern und wir akzeptieren die Begleitung von Motorrädern und im Winter notgedrungen auch Polizeiautos, aber wir können nicht tolerieren, dass einzelne Polizeibeamte mutwillig und grundlos den friedlichen und deeskalierenden Charakter der CriticalMass stören, indem sie wiederholt ohne Grund durch die kritische RadlerInnen-Masse rasen. Das wollen wir sicher nicht.

Wir wollen friedlich mit dem Rad durch die Stadt fahren, die auch uns gehört. Nicht mehr und nicht weniger.

Und das werden wir weiterhin tun.

Photos von der CriticalMass und dem anschliessenden Ball gibts wie immer in der Gallery:

Critical-Mass am 18.1

BikeBall imAnschluss

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16 Antworten zu “JanuarCM’08: CriticalMass tanzt die Stadt und den BikeKitchen-Ball!”

  1. finde den text gut, sehr wichtig das wir unsere kritik an die polizei hier nach aussen transportiert.
    habe link an bikekitchen ausgebessert.

    ich nehme an das es hier kommunicert wird -wo und wann so ein treffen mit die polizei stattfinden wird? so das jedeR die sich intressiert die möglichkeit kriegt sich so beteiligen.

    Übrigens habe ich ein wahnsinns spass gehabt, bei cm als bei party nacher!

    LG CF

  2. danke.

    ich denke, es ist noch nicht klar, wie der kontakt mit der polizei aussehen soll und vielleicht gibts ja eine diskussion im forum darüber. auch wie das von anderen mitfahrerInnen wahrgenommen wurde.

    wenn es noch ein treffen geben wird, werden wir das im forum natürlich vorankündigen, zur mitarbeit einladen und im anschluss ausführlich berichten.

    cm am freitag war zuerst wegen dem exekutivenstress ziemlich anstrengend, weil ich einfach keine lust mehr auf diesen eskaltionsmist habe. Einmal im Monat 150 RadlerInnen auf der Strasse durch Wien fahren kann doch hartgesottene Polizisten nicht so aus dem Konzept bringen. Und die letzten
    Monate hats auch supergut funktioniert.
    Aber dann wars superlustig und der bikeball selbst war schlicht und einfach der hammer 🙂 WOW !!

    danke an alle, die mit uns gefeiert haben !!!

    LG

  3. Ich fand die cm ziemlich gut, was die TeilnehmerInnenzahl betrifft.
    Die Stimmung war aber vielleicht aufgrund des föhnigen Wetters 😉 (wohl aber ganz sicher wegen einigerPolizistInnen) ein wenig hektisch, und angespannt…

    Mein Gefühl auf der mass diesmal war nicht soo super.

    ich war die ganze Zeit ziemlich weit hinten, weil ich mit einer Freundin geplaudert habe, die einen Kinderanhänger inklusive Kind mit sich zog.
    das war eigentlich sehr gemütlich,
    bis wir dann an der Alserstrasse-Blindengasse die cm fast verloren hätten,
    ich bin dann kurz in die Pedale gestiegen, um ganz nach vorne zu fahren, und die Leute ein bissl zu entschleunigen.
    Aber alles was ich zu hören gekriegt habe, war, dass das nicht die Spitze der cm sei…
    ich hatte das Gefühl, dass keiner sich verantwortlich dafür fühlte,
    was das gemeinsame Tempo betrifft.
    das hat mich doch ziemlich gestört, denn wir alle sind critical mass,
    es gibt keine AnführerInnen.
    Wir sind so schnell, wie die Gemütlichsten die mitfahren.
    Eine CM.
    Ich wünsch mir wieder mehr miteinander Rad fahren, und nicht nur Gürtel blocken, (was natürlich auch sehr cool war)

    Auf dass es im Februar wieder richtig lustig für uns alle wird!
    liebe Grüsse
    die Rakäte

  4. ja. weder das sichern auf kreuzungen noch das zusammenhalten hat diesesmal gut funktioniert. wir haben es nicht geschafft, den künstlichen stress der exekutive (immer mehrere polizeiautos in der masse, sirene, agression, beschleunigen, bremsen …) zu entziehen.

    Es spricht für uns, dass dennoch nix passiert ist und wir viel spass hatten, aber ganz klar fürs nächsten mal: wir dürfen uns noch weniger von der polizei provozieren lassen und die die vorne sind und sich auf unterschiedlichste Arten mit der polizei konfrontieren, müssen besonders darauf schauen, dass der zug nicht auseinanderbricht und das tempo passt und dass wir das bleiben was wir sind:

    lustvoll, friedlich, entspannt und sehr kraftvoll 🙂

  5. Stimme symlink weitgehend zu. Bis auf einen Polizisten haben sich alle anderen fair verhalten. Bin mir nicht ganz sicher, ob wir (bitte wer ist wir – das ist doch eine Masse?! 😉 ) wirklich Kontakt aufnehmen sollte.

    Anmerkungen zu den ungewollten (?) Nebeneffekten der Polizei(auto)präsenz:
    >>Ein Lehrbeispiel, wieviel Platz Autos brauchen, wie wenig wendig diese sind – absolut untauglich für eine Stadt.

    >>Die CM ist keine Demo. Oder ist etwa der alltägliche Aufmarsch tausender Autos (50% aller Autofahrten sind kürzer als 5km) am Wiener Gürtel eine Demonstration? Warum fährt dort kein Polizeiauto mit?

    >>Eine Stadt mit deutlich weniger Autos funktioniert viel, viel, viel besser. Weniger Gewalttaten, mehr soziale Kontrolle, kein Autoverkehrschaos usw. . Es sollte daher ein klares Anliegen der Polizei sein, den Radverkehr, Fußverkehr, Öffiverkehr zu stärken und den MIV-Anteil zu senken.

    >>Autofahren macht aggressiv – im Vergleich zum Fahrrad: festgezurrt in einem überdimensionierten Kübel, überhaupt keine Übersicht über das Verkehrsgeschehen. Keinerlei Wahrnehmung von Geräuschen, Licht etc. – ein Lehrbeispiel dafür lieferte der o.ä. Polizist an der 2er Linie ab… .

    >>Und: der Zuspruch von PassantInnen ist unheimlich groß, immer wieder Applaus, Zuspruch usw. . Die Menschen am Gürtel z.B. machen das Fenster auf, weil sie sich wundern warum es so leiße geworden ist. Aber: das fällt einer/m im Auto ja nicht auf… .

  6. Ich seh das so:
    Zunächst habe ich das massive Auftreten der Polizei auf dem Margaretenplatz schon durchaus provokativ empfunden. Es kann doch wohl nicht sein, dass die pro 20 Radler ein Auto hinstellen. Als ob es in Wien keine wichtigeren Aufgaben für die Polizei gäbe.
    Das durch die Gruppe fahren kannte ich schon von früher, ich hätte gedacht das haben wir endlich hinter uns. Es ist nicht nur störend sondern wirklich in massivem Maße gefährlich. Abgesehen davon finde ich es unsinnig, die Sirene einzusetzen obwohl keine Gefahr besteht.
    Den deeskalierenden älteren Polizisten habe ich dann wirklich positiv erlebt.
    Die Masse war ziemlich auseinander gezogen, das kann gerade bei so wahnsinnigen Autisten wie dem beim Westbahnhof wirklich gefährlich werden.
    Ansonsten habe ich die Stimmung gut gefunden, auch der Zuspruch vom Straßenrand war wieder enorm. Wenn wir also bei der nächsten CM wieder darauf achten, dass wir zusammen bleiben und sich auch genug Leute (trotz Polizei) zur Kreuzungssicherung zuständig fühlen, wird es sicher eine feine Saison 2008. 🙂

  7. die situation mit dem polizisten, der sich den weg durch die radler/innen bahnen wollte und nicht durchkam, hab ich selbst mitbekommen. das gespräch zu suchen, um so etwas zukünftig zu vermeiden, ist sicher sinnvoll. in polizeiautos sitzen auch menschen und so wie ich es mitbekommen habe, war derjenige mit dem bedürfnis schnell bei der marihü zu sein, zum ersten mal dabei und noch nicht mit dem ablauf vertraut. kann man die bereits mit CM vertrauten polizisten (gibz da fallweise eigentlich auch polizistinnen?)fragen, ob sie „neue“ über den ablauf briefen können?

    die gürtelrally war jedenfalls eins-a!kleine ganslhaut…shiver…!freundliche gesichter am straßenrand und aus den geöffneten fenstern…

    die 2. runde beim westbahnhof hab ich ned sooo leiwand gefunden, irgendwie passt es mehr, wenn die masse rollt und nicht so auseinandergerissen wird, dass dann einzelne autofahrende versuchen in irgendeiner from durchzukommen scheint mir nur konsequent.

    wäre bei einem gespräch mit polizei dabei.

  8. ich mag da mal was klarstellen: in der eskalierenden situation am ring mit dem ausrastenden polizisten war der ältere polizist tatsächlich extrem nett und deeskalierend. Total gute Intervention.

    Aber am Beginn der CM war der gleiche Beamte selber zwar auf keinen Fall arg, aber auch sehr genervt und keinesfalls auf „alles is gut“.

    aber darum gehts auch nicht: es war nicht nur der eine beamte, der stress gemacht hat. Es sind ständig 2,3 Autos in der Masse und durch die Masse gefahren und die Stimmung in der Exekutive war vom Start weg eigenartig, wie Leute berichten, die am Margartenplatz mit den Beamten gesprochen haben.

    Die „ein-schwarzes-schaf“- Theorie passt auf den Freitag in meinen Augen nicht.

    Ich würde mir von der Exekutive (die hier glaube ich eh mitliest 🙂 ) wünschen, dass CM in der friedlichen kraftvollen Form akzeptiert wird, wie sie seit 2 Jahren in Wien defacto problemlos funktioniert. Ohne Anmelden und ohne fixe Routenwahl und mit einer kompakten Masse von RadlerInnen, die sich an Kreuzungen fallweise auch selbst schützen kann, aber gerne von Polizisten auf Fahrrädern oder notfalls auch Motorrädern begleitet wird.

    Fahrradpolizisten wären echt der Hit !!! Sympathiewelle garantiert !!

  9. war letztens nur beim tanzen dabei, kann also über die situation auf der straße nichts sagen.
    meine erfahrungen mit polizei auf der cm war bis jetzt positiv; und auch wenn wir meinen, wir können uns selbst vor autos schützen, finde ich es sehr nett unterstützung von der polizei zu bekommen,- in tailand sind ja angeblich auch schon polizisten bei einer geh-zeug-aktion mitgegangen 😉
    vielleicht ist es ja möglich, dass unsere fahrten für beide seiten als schön empfunden werden können..
    und ja, wär doch ne trainingsmöglichkeit für die polizei?;)
    ja, fahradpolizisten sind spitze!

  10. Im Forum gibts eine Diskussion zum Thema „Polizeiverhalten“, wo natürlich auch unser Verhalten Platz hat. Und darum gehts gerade. Auf Einladung des obersten Wiener Verkehrspolizisten treffen sich am 6.2. zwei langjährige CM-Fahrer und IGF-Fahrradmenschen mit Mag. Goldgruber. Wer noch mitgehen mag oder was zu dem Gespräch mitgeben mag oder sich informieren, der schaut bitte ins Forum.

  11. Bericht zum Besuch von 5 CM-FahrerInnen bei mag. goldgruber (oberster Wiener Verkehrspolizist in Wien) heute wird hoffentlich heute noch ins Forum gestellt (so das schon wieder online ist) bzw. in einen eigenen Bericht.

    STAY TUNED !!

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